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Fachkräfteeinwanderung mit THAMM

Wenn die Betriebe hierzulande keine Auszubildenden mehr finden, müssen neue Wege beschritten werden. So startetet der Zentralverband das Pilotprojekt „THAMM“.

Seit dem 1. März 2020 wird es Ausbildungsinteressierten und Fachkräften mit einer nicht-akademischen Ausbildung aus Drittstaaten außerhalb der Europäischen Union erleichtert, sich in Deutschland ausbilden zu lassen oder zu arbeiten. Grundlage ist das Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Im Rahmen des Pilotprojekts THAMM erprobt der Zentralverband zusammen mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Bundesagentur für Arbeit (BA), junge Nordafrikaner für eine Ausbildung zum Bäcker in Deutschland zu gewinnen. 

THAMM steht für den englischen Projekttitel "Towards a Holistic Approach to Labour Migration Governance and Labour Mobility in North Africa". Der deutsche Titel lautet "Unterstützung regulärer Arbeitsmigration und -mobilität zwischen Nordafrika und Europa". Ziel des Pilotprojektes ist es, die faire und nachhaltige Gewinnung von Auszubildenden aus Ägypten für das Bäckerhandwerk zu erproben. Mit der Teilnahme an THAMM verfolgt der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks das Ziel, den Betrieben langfristig neue Wege für die Akquise von Nachwuchskräften zu erschließen. 

Vor Ort in Ägypten wählte die GIZ zunächst geeignete Bewerberinnen und Bewerber für eine Ausbildung zum Bäcker in Deutschland aus einem Pool an mehreren hundert Bewerbern aus und organisierte webbasierte Vorstellungsgespräche mit den teilnehmenden Bäckereien. Außerdem organisierte die GIZ die sechsmonatigen Sprachkurse und interkulturellen Vorbereitungstrainings in Ägypten. 

In Zusammenarbeit mit dem Landesinnungsverband Baden wurden vom Zentralverband Betriebe für einen ersten, regional begrenzten Testdurchlauf akquiriert. Ziel war es, dass zunächst sieben Ägypter ihre Ausbildung bei Mitgliedsbetrieben des badischen Bäckerinnungsverbands absolvieren. Nach dem Vertragsabschluss kümmert sich die GIZ um die Einreiseformalitäten, indem sie etwa den Visumsprozess unterstützt. Die Auszubildenden und Ausbildungsbetriebe werden in den ersten sechs Monaten nach Ausbildungsbeginn weiter durch das Projektteam betreut. 

Die Ausbildung junger Menschen aus Drittstaaten außerhalb der EU ist mit höheren Kosten verbunden. So hängt etwa die Erteilung des Visums davon ab, ob der Lebensunterhalt der Auszubildenden gesichert ist. Die Ausbildungsbetriebe, die am THAMM-Projekt teilnehmen, müssen ihren Azubis aus Ägypten pro Monat mindestens 939 Euro brutto zahlen. Das Flugticket und die Kosten der weiteren Anreise zum Arbeitsort gehen ebenfalls vom Konto der Ausbildungsbetriebe ab.  

Nach dem Beginn der Ausbildung müssen die Auszubildenden in Deutschland weiterhin an ihren Sprachkenntnissen feilen. Die Betriebe haben dafür zu sorgen, dass sie an einem Kurs teilnehmen, der sie auf das Niveau B2 hebt. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit hilft den Bäckereien dabei, passende, kostenlose Angebote zu finden. 

Der Zentralverband führt aktuell Gespräche mit der GIZ und ZAV, um im kommenden Ausbildungsjahr 2023 eine zweite Projektrunde für das Bäckerhandwerk umzusetzen. Dann könnten bis zu 30 junge Tunesier und weitere Azubis aus Ägypten für eine Ausbildung zum Bäcker gewonnen werden. Es ist geplant, dass Projekt im kommenden Jahr nicht auf eine Region zu begrenzen, sondern es für Bäckereien aus dem gesamten Bundesgebiet zu ermöglichen. Wir werden Sie über den Newsletter rechtzeitig über die nächsten Schritte in diesem Projekt informieren.

 

Stand: 19. Dezember 2022